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Dr. Hans Jürgen von Richthofen

Präsidentenbericht 2008/2009

Nirgendwo kann die rotarische Vielfalt deutlicher zum Ausdruck kommen als mit dem jährlich wechselnden Präsidenten und seinen persönlichen Fähigkeiten und Neigungen. Für mein rotarisches Jahr hatte ich mir deshalb drei Schwerpunkte gewählt.

Natur und Kunst

Als ein der Natur, Landwirtschaft und historischen Gärten verpflichteter rotarischer Freund habe ich meine rotarischen Freundinnen und Freunde immer ein Stück auf dem Weg zu Natur und Landwirtschaft mitgenommen, jeweils der Jahreszeit entsprechend.

Es machte mir Freude, bei jedem Meeting Pflanzen und Produkte mitzubringen, die entweder erraten werden mußten (z.B. die Körner der vier Hauptgetreidearten oder die Blätter von Bärlauch, Maiglöckchen, Herbstzeitlose, deren Unterschiede man unbedingt kennen muß.

Oder ich berichtete von einzelnen Pflanzen, z.B. von den Scillas, die im Frühjahr den gesamten Lindener Berg wie einen blauen Teppich bedecken, von der im Februar bereits blühende Hamamelis (die gerade Väter gewordenen Freunde erhielten von mir eine Tube Hametum für ihre Babys) und von dem gefährlichen Riesenbärenklau.

Auch unser Ehrenmitglied Christian Wulff mußte dran glauben: Aus dem Wort "Niedersachsen" sollte er ein Anagramm bilden, d.h. mit sämtlichen Buchstaben ein neues Wort, das er von Niedersachsen bitte abwenden sollte. Heraus kam "Riesenschaden".

Bei einem Besuch auf unserem Untergut in Lenthe freute ich mich, den Freundinnen und Freunden die Schönheiten unseres Gartens mit seinem alten Baumbestand und seinen dendrologischen Besonderheiten (Süntelbuche und Eichen-Arboretum) zu zeigen und sie mit der "Neuen Kunst in alten Gärten" bekannt zu machen.

Seit einigen Jahren versuchen wir, zusammen mit Freunden, im Spannungsfeld zwischen Natur und Kunst eine breitere Öffentlichkeit für die Installationen zeitgenössischer Künstler in den alten Gärten auf dem Untergut und auf dem Obergut zu begeistern. Ich bin glücklich über das ständig größer werdende Interesse.

Aufnahme von Damen in unseren Club

Nach den intensiven Diskussionen über die Aufnahme von Damen in unseren Club, der seit seiner Gründung ein reiner Männer-Ciub war, galt es als eine besondere Herausforderung, die Clubkultur weiter zu entwickeln und Damen in unseren Club zu integrieren.

Den rotarischen Freundinnen dieser ersten Stunden ist es zu danken, daß dieser Prozeß voll gelungen ist. Die Zukunft wird zeigen, daß diese Entscheidung eine wichtige war für die positive Weiterentwicklung unseres Clubs und daß sich das rotarische Rad weiter in die richtige Richtung drehen wird.

Clubreise in die Lausitz

Mit meinen rotarischen Freundinnen und Freunden in die Lausitz zu reisen war für mich, nur wenige Monate nach meinem Antritt als Präsident, schon der Höhepunkt meiner Amtszeit. Die Lausitz ist eine Region in Deutschland und Polen. Sie gliedert sich von Nord nach Süd in Niederlausitz mit dem Spreewald, Oberlausitz und Lausitzer Gebirge.

Hier läßt sich wunderbar der Dreiklang zwischen zerstörter Natur (Braunkohleabbau), rekultivierter Natur (Naturschutz- und/oder Erholungsgebiete nach dem Abbau) und künstlerisch gestalteter Natur (der Park in Bad Muskau) veranschaulichen.

ln Nochten besichtigten wir, organisiert durch den Rotary-Club Weißwasser, " hautnah" den Braunkohle-Tagebau der Firma Vattenfall, d.h. wir fuhren mit geländetauglichen Fahrzeugen in das Abbaugebiet hinein, das einer Mondlandschaft gleicht. Dort sahen wir, wie sich riesige Baggermaschinen durch das Erdreich fraßen.

Das moderne Kraftwerk Boxberg, in dem das C02 ausgefiltert und eingelagert wird, wurde besichtigt, dann wiederbepflanzte, rekultivierte Flächen und zuletzt der eindrucksvolle Findlingspark, in dem man die gewaltigen eiszeitlichen Steine aus dem Braunkohleabbau zusammengetragen hat.

Der berühmte Muskauer Park, 1815 von Heinrich Fürst Pückler begonnen und mit 830 ha der größte Garten Zentraleuropas im "englischen Landschaftsstil", erschloß sich uns auf besondere Weise: Cord Panning, Geschäftsführer der Fürst-Pücker-Stiftung, lud uns ein, mit ihm über die nach der Wende wieder aufgebaute Brücke über die Lausitzer Neiße zu schreiten.

Es war ein feierlicher Moment, als er dann das Tor in der Mitte der Brücke aufschloß, so daß wir mit einem Schritt in Polen waren. Dort liegt mit zwei Dritteln der größte Teil des Parks, von dem wir einen Teil erwanderten (einige ließen sich mit Kutschwagen fahren) und von dem aus wir den Blick auf den westlichen Teil des Gartens und das wieder aufgebaute Schloß genossen. Seit 2004 steht das gesamte Ensemble auf der Liste des UNESCO Weltkulturerbes.

Rückblick

Es war ein reiches Präsidentenjahr für mich, reich an guten Begegnungen mit meinen rotarischen Freundinnen und Freunden, die mir in diesem Jahr sehr viel näher gekommen sind als vorher - und vice versa. Vielleicht geschah das dadurch, daß ich als Präsident auf einmal ein großes Verantwortungsgefühl für den Club verspürte - und daß ich mich auf jedes Meeting freute.

Hans Jürgen von Richthofen