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Dr. Klaus Mlynek

Präsidentenbericht 1993/1994

Eine Seite ist schnell gefüllt, deshalb ohne lange Vorrede in medias res: "Solidarität üben - Integrität wahren", so lautete das Motto meines Präsidentenjahres, bei dessen Formulierung mir jene grandiose Übergangssituation vor Augen stand, in der wir uns damals wie heute - national wie global - seit dem Zusammenbruch des kommunistischen Weltsystems befinden.

Beim Begriff "Identität,. hatte ich, bei meiner Profession sicher nicht unerwartet, vor allem an deren historische Wurzeln gedacht. Wie weit reichen sie für unsere Generation zurück? Nur bis zur Aufklärung, wie manche meinen?

Nun, auch Goethe, Schiller, Herder und Wieland haben auf den Schultern anderer gestanden. Diese "großen Vier" haben wir vom 29. April bis 1. Mai 1994 in Weimar besucht, d.h. eigentlich nicht in Weimar, sondern in Oßmannstedt, Tiefurt, Belvedere, Bad Berka, Großkochberg, also etwas abseits der ausgetretenen Pfade.

Von Weimar ist es nicht weit bis zum legendenumwobenen Kyffhäuser, zur deutschen Kaiserherrlichkeit, oder nach Bad Frankenhausen zu Thomas Müntzer und seinen aufrührerischen Bauern, denen der Maler Werner Tübke mit seinem gewaltigen Panoramagemälde ein Denkmal gesetzt hat.

Seine eingehende Besichtigung während unseres Ausflugs am 25. September entschädigte für die dichten Nebel, die - im Grunde ganz zünftig, aber einer schönen Aussicht abträglich - um das Denkmal Kaiser Rotbarts waberten.

Noch weiter zurück, zu fast schon gemeinsamen historischen Wurzeln, ging es schließlich beim Besuch unserer französischen Freunde vom RC Domont-Ecuoen. Mit ihnen fuhren wir zu den Kaiserpfalzen Quedlinburg und Goslar, in den Ostharz und in den Westharz, dabei kenntnisreich und eloquent geführt von unserem Freund Weyl.

Für den korrespondierenden Teil meines Jahresmottos, die "Solidarität", steht neben vielem anderem unser Engagement zugunsten des ehemaligen DDR-Jugendwerkhofs und heutigen Corneliuswerks in Burg, das von meinem Vorgänger Freund Müller von Blumencron als Matching-Grant-Projekt auf den Weg gebracht und zum Erfolg geführt worden war.

Ich durfte die Früchte ernten, nämlich am 29. Januar bei der Charterfeier unseres "Enkelclubs" Burg-Genthin, die wir nutzten, um anschließend die von Freund Zinzow mit den erforderlichen Maschinen ausgerüstete Lehrwerkstatt der Metallbauer im Corneliuswerk zu besichtigen.

Mit dabei war übrigens unser französischer Freund Thirouin, der sich mit eigenen Augen davon überzeugen konnte, daß auch der finanzielle Beitrag seines Clubs die bestmögliche Verwendung gefunden hatte.

Solidarität darf vor der eigenen Haustür nicht halt machen. Die schwere Krankheit unseres Freundes Oberdieck und der tragische Tod der Gattin unseres Freundes J.-G. Brandt waren Bewährungsproben, die unser Club hoffentlich bestanden hat.

Herz- und Kernstück von Rotary sind und bleiben die wöchentlichen Meetings. Die Einladung einer ganzen Reihe von Gastreferenten und Gastreferentinnen (!) war, denke ich, eine Bereicherung. Als ein besonderer "Paukenschlag" ist mir der Vortrag von Frau M. in Erinnerung geblieben, auch deshalb, weil, übrigens nicht nur in unserem, sondern auch in anderen hannoverschen Clubs, hinter diesem Auftritt mehr als nur ein Gastreferat vermutet, ja da und dort geradezu ein "Dammbruch" befürchtet worden ist.

Über zwei Höhepunkte dieses rotarischen Jahres bliebe noch zu berichten. Da war zum einen die Aufnahme des Freundes Hendrickx in unserem Club, zum anderen, und damit sind wir noch einmal beim Thema "Solidarität", die Verleihung der Paul-Harris-Fellow-Nadel an Freund Witte, der sich nicht nur durch seine langjährige Tätigkeit als Schatzmeister, sondern seinen selbstlosen Einsatz in Sachsen-Anhalt um unseren Club verdient gemacht hat.

Klaus Mlynek